Kindergrundsicherung

Rendi-Wagner: Kinderarmut beenden

Im Winter die Heizung nicht aufdrehen. Toastbrot zum Abendessen. Kein Geld für Schuhe, kein Geld für Sport, Musik, einen Nachmittag mit Freunden: Das ist Realität für jedes fünfte Kind in Österreich. Schluss damit!

“Gesundheitliche und soziale Nachteile, die Kinder erleiden, lassen sich ein Leben lang nicht mehr gut machen. Es ist unser aller Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Kinder nicht mit einem solchen Handicap in ihr Leben starten müssen.“ Pamela Rendi-Wagner

Armut macht krank, sie raubt Kindern die Chance auf eine gute Ausbildung, auf ein langes Leben, auf Stolz und Zufriedenheit – Armut ist unfair. Womit haben Österreichs Kinder das verdient? Die türkis-grüne Bundesregierung hat sich den Kampf gegen Kinderarmut zwar ins Programm geschrieben, doch unternommen hat sie nichts. Und die Kinderarmut wächst sogar.

Arm zu sein, heißt für Kinder in Österreich: Öfter krank werden, kein Zimmer für sich haben, zu wenig Gewand, zu wenig gutes Essen. Arme Kinder sind öfter alleine, werden ausgegrenzt. Arme und armutsgefährdete Kinder lernen früh Angst und Scham kennen: Können sich meine Eltern die Wohnung noch leisten? Muss ich mit löchrigen Schuhen zum ersten Schultag? Werden meine Freunde lachen, weil ich nicht mit ins Kino kann?

Inhalt von Youtube

Datenschutz

Was wir als Gesellschaft an den Kindern sparen, zahlen wir jahrzehntelang vielfach zurück. Schlechte Gesundheit und mangelnde Bildungschancen verursachen gesellschaftliche Kosten, die jede noch so zynische Einsparung bei Kindern weit übersteigen. Kinderarmut mit allen Mitteln zu bekämpfen ist also auch volkswirtschaftlich sinnvoll. Doch das spielt gar keine Rolle gegenüber einer einfachen Tatsache: Jedes Kind hat ein Recht auf ein gutes Leben. Und dieses Recht ist nicht von der Geldbörse der Eltern abhängig. Doch die Realität sieht oft ganz anders aus. Das muss sich endlich ändern!

Die SPÖ will jetzt drei Riesenschritte in die richtige Richtung machen:

Schritt eins: Eine Kindergrundsicherung. Jedes Kind ist gleich viel wert. Expert*innen – z.B. von der Volkshilfe – haben Modelle für eine Kindergrundsicherung vorgeschlagen. Das bedeutet: Jedes Kind erhält einen Grundbetrag, den es zum Leben braucht – und keinen Euro weniger. Kinder, die in Haushalten mit geringem Einkommen leben, erhalten zusätzlich einen Betrag. Durch eine treffsichere Staffelung sorgen wir dafür, dass jedes Kind genug zum Leben hat.

Schritt zwei: Ein Kind – ein Bildungsplatz. Rechtsanspruch auf einen Bildungsplatz bedeutet: Auf jedes Kind wartet in jedem Alter ein Platz, an dem es die Förderung bekommt, die es braucht, um später die Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben verwirklichen zu können. Das reicht von altersgerechter Betreuung für die Kleinsten bis zum Schulabschluss.

Schritt drei: Ein gesundes, warmes Essen am Tag für jedes Kind. Unglaublich, dass man das in Österreich überhaupt fordern muss! Aber Tatsache ist: Die gesundheitlichen Folgen von Mangelernährung in Kindertagen lassen sich nie wieder gut machen. Und jedes Kind in Österreich muss jeden Tag das Gefühl erleben, ein gutes, ausgewogenes Essen und einen vollen zu Bauch zu haben.

Alle im Land, auch die Parteien im Parlament, sind eingeladen, diese drei Schritte mit uns und österreichs Kindern zu gehen.

„Jedes Kind in Österreich muss das Gefühl kennen, satt zu sein. Jedes Kind muss mit Grundvertrauen und Zuversicht ins Leben gehen können. Wer das auch will, nimmt unsere Einladung an, gemeinsam große Schritte dorthin zu machen.“ Pamela Rendi-Wagner


Zahlen, Daten, Fakten:

Studie Gesundheit Österreich GmbH Wien, März 2023: Multiple Belastungen: Analyse von Gesundheit, Wohn und Lebensbedingungen von Armut betroffener Familien im Winter 2022/2023:

  • Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, aufgrund eines Mangels an finanziellen Mitteln ihre Kinder nur eingeschränkt vor Kälte in der Wohnung schützen zu können.
  • 58 Prozent der im Februar und März 2023 interviewten Eltern gaben an, dass sie aufgrund der steigenden Heizkosten andere Bedürfnisse ihrer Kinder wie Freizeitaktivitäten, Kleidung und auch Essen einschränken.
  • Teuerung in Verbindung mit Kälte belasteten die Eltern zusätzlich mit der Sorge ihre nur ungenügend vor Kälte schützen zu können.
  • Drei von vier Kindern mussten sogar Straßen-Winterkleidung im privaten Haushalt anziehen, um vor Kälte im Wohnraum bewahrt zu werden.

Statistik Austria: 368.000 Kinder und Jugendliche waren 2021 von Armut und Ausgrenzung bedroht. Also mehr als jedes 5. Kind. (Aktuelle Zahlen für 2022 erscheinen im April 2023) 457.000 Kinder und Jugendliche (bis 19 Jahre) leben in einem Haushalt, der es sich nicht leisten kann, unerwartete Zahlungen zu stemmen.

Nachhilfebarometer 2022: mehr als ein Viertel aller Schüler:innen brauchte 2022 außerschulische Unterstützung. Im Schnitt wird in Österreich 630€/Kind für Nachhilfe ausgegeben.

Säumigkeit gegenüber EU: Bereits vor einem Jahr (März 2022) hätte Österreich der EU-Kommission einen Nationalen Aktionsplan gegen Kinderarmut vorlegen müssen.

Die großen Krisen-Verlierer*innen unter den Erwachsenen sind laut den neuen EU-SILC-Daten die Ein-Eltern-Haushalte. Sie sind mit 36 Prozent nicht nur besonders häufig von Armut betroffen, bei ihnen ist auch ein enormer Anstieg um fünf Prozentpunkte zu verzeichnen. Arme Haushalte haben vom Familienbonus der Regierung nichts.