Vorarlberg braucht mehr Fachärzte mit Kassenvertrag
Ein halbes Jahr auf einen Termin bei der Augenärztin warten: Das ist derzeit der Normalzustand in Vorarlberg. Denn aktuell ist hier fast jede dritte Kassenstelle unbesetzt. Schnelle Termine bekommen nur diejenigen, die privatversichert sind. Die Situation bei den Augenärzten sei dabei nur die Spitze des Eisbergs. Lange Wartezeiten sind inzwischen bei vielen unterschiedlichen Bereichen die Normalität für ÖGK-Versicherte. SPÖ-Klubobmann Thomas Hopfner verfolgt dabei ein deutliches Ziel: „Die Wartezeiten müssen dringend reduziert werden.“
Hopfner wird Anfrage stellen
Für die Sozialdemokraten ist klar, einiges zu tun ist: beispielsweise Kassenstellen für Ärztinnen und Ärzte so attraktiv wie möglich machen und auch über Vorarlberg hinaus Fachärzte für das Land anwerben. Um in Erfahrung zu bringen, welche Schritte die Landesregierung hier bereits gesetzt hat oder plant, wird er zudem noch in dieser Woche eine Anfrage an Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher stellen.
Beste Leistungen für alle Versicherten
Denn die großen Unterschiede bei den Wartezeiten zwischen ÖGK-Versicherten und Privatversicherten seien ein direkter Weg in die Zweiklassenmedizin, erklärt Hopfner: „Immer mehr Vorarlberger gehen inzwischen zu Wahlärzten, weil sie dort schneller einen Termin bekommen. Das Honorar bezahlen sie aus ihrer eigenen Tasche. Diese Situation untergräbt das solidarische Gesundheitssystem. Für mich ist klar: Alle, die ein Gesundheitsproblem haben, sollen gleich gut behandelt werden und die besten Leistungen bekommen – egal, bei welcher Krankenkasse sie versichert sind.“
Facharzttermin innerhalb kürzester Zeit
Es sei zu befürchten, dass sich die Situation durch Pensionierungen von Kassenärzten oder Personalfluktuationen weiter verschärfen wird. Jetzt braucht es konkrete Schritte, sagt Hopfner: „Wir müssen an mehreren Hebeln ansetzen. Beispielsweise bei der Bezahlung und einer Verbesserung der gesamten Arbeitsrahmenbedingungen. Junge Menschen legen heute viel Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Das muss auch für Ärzte möglich sein.“
Primärversorgungszentren und Gruppenpraxen als Lösung
Neue Lösungsansätze im Gesundheitsbereich sollten dringend gefördert werden. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung könnten etwa Primärversorgungszentren und Gruppenpraxen mit Fachärzten darstellen, schlägt Hopfner vor: „Die Patienten könnten von längeren Öffnungszeiten dieser Praxen profitieren. Das ist vor allem für Berufstätige eine große Erleichterung.“ Die Arbeit im Team wäre für viele Ärztinnen und Ärzte zudem eine attraktive Alternative zum oft gelebten und aufzehrenden „Einzelkämpfertum“.