Der Bludenzer Vizebürgermeister Mario Leiter im Interview
Ein ungewohnt ruhiges Bild bietet sich momentan in der Bludenzer Altstadt: Gastronomie und Dienstleiser sind nach wie vor überwiegen geschlossen, die Handelsbetriebe auf wenige Kunden beschränkt, kaum jemand ist unterwegs. Vizebürgermeister Mario Leiter im Gespräch über aktuelle Entwicklungen und die Zukunft der Alpenstadt.
Herr Leiter, wie würden Sie die derzeitige Lage in Bludenz beschreiben?
Mario Leiter: Nun, natürlich muss man einem jungen Bürgermeister einige Wochen zugestehen, in denen er sich einarbeiten und einen Überblick machen kann. In Bludenz scheint diese Phase allerdings nicht mehr enden zu wollen.
Das sind sehr deutliche Worte, die in den vergangenen Wochen offenbar von allen Seiten immer lauter wurden?
Mario Leiter: Klar ist, dass für mein Team und mich dieser politische Stillstand in einer so herausfordernden Zeit untragbar geworden ist. Man kann Sitzungen über Zoom abhalten und notwendige Meetings mit gültigen Corona-Tests sicher gestalten. Man muss es halt wollen. Und leider ist dieser Wille nicht erkennbar, selbst Emails werden nicht oder nur nach mehrmaligen Nachfragen beantwortet. Das ist unprofessionell und unhaltbar.
Auch der Kauf des Ganahl-Areals liegt Ihnen sehr am Herzen? Der Bürgermeister meint, es wäre ein geheimes Projekt?
Mario Leiter: So geheim, dass das Areal schon seit Wochen beim Makler offiziell zum Verkauf steht? Oder so geheim, dass der Bürgermeister davon trotzdem noch nichts wissen wollte? Dieses politische Geplänkel muss ich nicht mitmachen. Fakt ist, dass dieses Areal für die Stadtentwicklung von äußerster Bedeutung ist und das Projekt rund um dieses Gelände seit fünf Jahren in meinem Ressort der Raumordnung entwickelt, Verkehrs- und Machbarkeitsstudien erarbeitet und viel Geld investiert wurde. Jetzt bietet sich eine einmalige Chance und die muss genutzt werden.
Das Ressort wurde Ihnen allerdings, ebenso wie die Stadtplanung entzogen. Der Bürgermeister ist für all das verantwortlich?
Mario Leiter: Ja – und er muss jetzt handeln und nicht den Beleidigten spielen, weil man im Sinne der Bevölkerung von ihm verlangt, dass er sich um die Umsetzung bemüht. Das bringt doch niemandem was, am wenigsten unserer Bezirksstadt.
Wie steht es in ihrem neuen Ressort rund um Mobilität und Verkehr?
Mario Leiter: In diesem Ressort haben wir bereits erste Prioritäten gesetzt. Im Fokus stehen dabei die sanfte Mobilität, ebenso wie die Verkehrssicherheit vor Schulen und Kindergärten. Im Ressort Jugend wurde bereits ein Leader-Projekt beschlossen, das gemeinsam mit interessierten jungen Menschen ausgearbeitet werden wird, die Ski- und Snowboardwoche in den Semesterferien war ein toller Erfolg und die Jugendarbeit wurde trotz Pandemie über interaktive Onlineworkshops – vor allem im Bereich der Radikalisierungsprävention – innovativ fortgesetzt.