Pflege, Gesundheit

Gesundheitsakademie bereichert Pflegeausbildung

Elke Zimmermann
Elke Zimmermann Bild: (c) Marcel Mayer

"Pflegelehre" ist eine Sackgasse

Die SPÖ betont, dass die von der Bundesregierung angedachte „Pflegelehre“ nicht zielführend ist.
Gesundheitssprecherin Elke Zimmermann bezeichnet es als verantwortungslos, 15-jährige Jugendliche direkt im Pflegeberuf einzusetzen: „Wer aus der Praxis kommt weiß: Dafür braucht es eine gewisse Reife, die man in  diesem Alter gar nicht haben kann. Niemand, der schon einmal in diesem  Bereich gearbeitet hat, wird ernsthaft eine Pflegelehre unterstützen.“ Jahrelang habe man die notwendige Pflegereform in die  Zukunft vertagt; Zimmermann rät davon ab, jetzt kurzfristig eine schnelle und schlechte Lösung auf Kosten von Pflegebedürftigen und jungen idealistischen Lehrlingen umzusetzen. Stattdessen brauche es ein Konzept, das Hand und Fuß habe.

Die beste Pflegestruktur erreichen

Vergessen dürfe man dabei nicht, dass die Pflegereform viele Baustellen zu bewältigen habe – die „Pflegelehre“ und die damit zusammenhängende Thematik sei dabei allerdings mit Sicherheit nicht das dringendste Problem, sagt Zimmermann. „Entscheidend ist die Frage, wie die Pflege in Zukunft finanziell auf solide Beine gestellt wird und welche Pflegestruktur die besten Bedingungen für Pflegebedürftige und Personal schafft. Solange das nicht geklärt ist,  ist jeder weitere Schritt nur Flickwerk“, so die Sozialdemokratin.

Für eine Gesundheitsakademie

So sei die Diskussion zur Pflegelehre nur einer von mehreren Aspekten der Frage rund um Ausbildung und zukünftige Personalressourcen. Für beide Bereiche wäre jedenfalls eine Gesundheitsakademie in Form  einer berufsbild​enden höheren Schule (BHS) für Gesundheits- und  Sozialbetreuungsberufe eine bessere Lösung, so Zimmermann. Die Gesundheitsakademie verbindet die Ausbildung zur Pflegeassistenz mit einer Matura:
„Für die Absolventinnen und Absolventen wäre das ein Vorteil, weil sich mit dieser Ausbildung weitere Karriereperspektiven  eröffnen. Damit müssten sie sich auch nicht auf einen einzigen möglichen Beruf festlegen.“
Stattdessen erlernen sie hier die professionelle Grundlage für eine Vielzahl an Berufen im  Gesundheits- und Sozialbereich.

Lückenfreie Ausbildung

Der Abschluss dieser Gesundheitsakademie soll in Modulen die Ausbildung zur Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz beinhalten. Ermöglicht werden soll dadurch ebenso der Besuch einer Fachhochschule für den gehobenen Gesundheits- und  Krankenpflegedienst und auch anderer Studiengänge im Gesundheitsbereich.  Zimmermann: „Der große Vorteil gegenüber einer Lehre ist, dass unser Modell bessere Wahlmöglichkeiten schafft. Mit dieser BHS schließen wir die Lücke zwischen dem 15. und 17. Lebensjahr. Damit ermöglichen wir einen kontinuierlichen Ausbildungsverlauf.“ Angesiedelt  wäre die Gesundheitsakademie idealerweise an den bestehenden Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege.

Jugendliche fundiert vorbereiten anstatt sie zu zermürben

Oft wird die Schweiz als Beispiel für die Umsetzung der Pflegelehre genannt. Doch gerade die Schweiz zeige, dass das Konzept im Grunde nicht  funktioniere, erklärt Zimmermann: „In der Schweiz bricht mehr als die Hälfte aller Pflegelehrlinge die Ausbildung vorzeitig ab. Das ist nicht überraschend, weil Jugendliche mit einem Berufsalltag konfrontiert werden, dem sie emotional gar nicht gewachsen sein können. Um den Pflegealltag zu meistern braucht es eine gewisse Lebenserfahrung und Reife.“ Anstatt  interessierte Jugendliche in der Pflegelehre zu zermürben, sollten sie in der Pflegeakademie fundiert auf das Berufsfeld vorbereitet werden

Angebote für Berufswechsler

Zimmermann legt Wert auf die Schaffung einer nachhaltigen Ausbildungsstruktur. Das bedeutet, dass auch bessere Angebote für Personen geschaffen werden müssen, die bereits einen anderen Beruf ausüben und in den Pflegebereich wechseln möchten. Zimmermann: „Wer einen anderen Beruf ausübt und in die Pflege wechseln will, darf nicht auf sich alleine gestellt sein. Es braucht  Angebote, um Neueinsteiger in der Zeit der Ausbildung finanziell und organisatorisch zu unterstützen, damit der Umstieg tatsächlich möglich ist. Nur mit verschränkten nachhaltigen Maßnahmen werden wir es schaffen, die Pflege langfristig zu sichern. Eine Pflegelehre widerspricht diesem Ziel vollkommen.“