Güter auf die Schiene

So machen wir das Terminal Wolfurt zukunftssicher

Vorarlberg ist stolz auf seine starke Wirtschaft. Von besonderer Bedeutung für unseren Wirtschaftsstandort ist die Exportwirtschaft. Insgesamt gibt es hierzulande 4.700 expor- tierende Unternehmen. Seit Jahren steigt ihr gemeinsames Exportvolumen kontinuierlich an. Lag es 2014 noch bei 8,87 Milliarden Euro, waren es 2018 bereits 10,4 Milliarden. Damit wurde ein neuerliches Rekordergebnis erreicht. Direkt damit verknüpft ist eine große Anzahl an Arbeitsplätzen.

Der wichtigste Handelspartner Vorarlbergs ist Deutschland, gefolgt von der Schweiz und Italien. Auf Platz vier liegen bereits die USA, Frankreich liegt auf Platz fünf. In all diese Länder müssen die Waren, die in unseren Unternehmen produziert werden, irgendwie transportiert werden. Die Zukunft für diesen Transport sehen wir nicht in der Straße, sondern auf der Schiene. Um diesen Umstieg zu gewährleisten, benötigen wir bereits jetzt ein tragfähiges und zukunftssicheres Verkehrskonzept.

Güterbahnhof Wolfurt optimieren

Der Ausbau des Güterbahnhofs Wolfurt war diesbezüglich bereits eine wichtige Weichenstellung. Dennoch gibt es hier noch viel zu tun. Konkret gibt es in drei Punkten Handlungs- bedarf.

Autobahn-Vollanschluss herstellen

Da ist zum einen die problematische Anbindung des Bahnhofes an die Autobahn. Direkt von der Autobahn erreichbar ist der Güterbahnhof nur für LKW’s von und nach Deutschland. LKW’s, die Richtung Arlberg fahren müssen entweder einen unnötigen Umweg über die L 190 zum Kreisverkehr Dornbirn-Nord oder durch das Ortsgebiet von Lauterach zum Knoten Bregenz-Wiedach nehmen. Dazu kommt: Die Gemeinden Lauterach und Wolfurt werden durch das Industriegebiet Neuwiesen zusammenwachsen. Insgesamt werden rund 10.000 bis 15.000 Menschen im Industriegebiet Wolfurt/Lauterach arbeiten. Um all dem gerecht zu werden, braucht so schnell wie möglich den Autobahn-Vollanschluss.

Landesweites Konzept für Schnittstellen Straße-Schiene erstellen

Der Güterbahnhof Wolfurt ist der größte von insgesamt vier Schnittstellen, die es in Vorarlberg zwischen Straße und Schiene gibt: Wolfurt, Klaus, Ludesch/Bludenz und Dornbirn, wobei dieser Anschluss im Privatbesitz ist. Der Fokus lag in den vergangenen Jahren immer nur auf Wolfurt und Ludesch/Bludenz, ohne die Synergien aller verfügbarer Schnittstellen mitzudenken. Das ist vor allem für Unternehmen aus dem Vorarlberger Oberland ein Nachteil. Es fehlt ein Gesamtkonzept zum Zusammenwirken dieser Schnittstellen.

Güterbahnhof zukunftstauglich machen

Die ÖBB ist in ihrem Produktionskonzept sehr stark auf Ostösterreich und Osteuropa fokussiert. Das heißt konkret: Von Wels und Wien werden die Waren in Richtung Osteuropa bis Russland und an die Nordhäfen verteilt. Das machen die ÖBB hervorragend. Die Südhäfen sind ebenfalls sehr gut angeschlossen. Auch wenn diese Angebote in Vorarlberg genutzt werden, so sind vor allem die Nordhäfen das primäre Ziel für die exportorientierte Vorarlberger Wirtschaft. Die Kapazitätsgrenze des Terminals in Wolfurt wird deshalb schnell erreicht werden. In 20-25 Jahren ist eine Erweiterung des Terminals notwendig. Derzeit gibt es aber keine Erweiterungsmöglichkeiten. Im Nordosten liegt Freifläche-Freihaltegebiet (Widmung „FF“). Im Südosten ist Wohngebiet. Im Süd-Westen ist bebautes Industriegebiet und Naturschutzgebiet. Das Terminal/Güterbahnhof kann sich nur von Innen vergrößern. 20 – 25 Jahre klingt nach viel Zeit, tatsächlich müssen Vorkehrungen für dieses Szenario bereits jetzt getroffen werden, um nicht schlussendlich vor vollendeten Tatsachen zu stehen. Die Kapazitäten können nämlich nur dann erhöht werden, wenn die Speditionen, die sich derzeit direkt auf dem Areal befinden, übersiedelt werden. Dafür braucht es Betriebsflächen anderswo. Es geht darum, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, das die Interessen der Speditionen, der Gemeinden Wolfurt und Lauterach, dem Land Vorarlberg und der ÖBB zusammenführt.

Anbindung ans Transeuropäische Bahnnetz:

Nadelöhr Bregenz ausbauen

Der Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke München – Zürich schreitet voran. Die beiden Metropolen liegen rund 300 Kilometer auseinander. Die Fahrt mit der Eisenbahn dauert derzeit vier Stunden. Deutsche Bahn und die Schweizer Bundesbahn haben deshalb gemeinsam Anfang 2018 begonnen, die Strecke auszubauen. Ein wesentlicher Punkt bei diesem Ausbau ist die Elektrifizierung der Strecke. Der Ausbau im Allgäu zwischen München und Lindau umfasst rund 155 Kilometer. Unter anderem müssen 3500 Masten für die elektrische Oberleitung gesetzt werden, 47 Straßenbrücken und einige Bahnübergänge sind an die Oberleitung anzupassen. Gleise werden abgesenkt und Brücken erweitert. Das Projekt hat einen finanziellen Rahmen von 500 Millionen Euro. Jeder fünfte Euro – also 100 Millionen Euro – fließt in den Lärmschutz. Mit Fertigstellung dieses Projektes ist es möglich, die Züge direkt über Lindau nach Hamburg oder Rotterdam zu schicken.

Für Vorarlberg ist das besonders relevant, weil die Strecke von Memmingen bis Lindau ebenfalls ausgebaut wird. Der Fehlende Ausbau war bislang der Grund dafür, dass das

Terminal Wolfurt sowie der Personenverkehr in Vorarlberg vom Transeuropäischen Netz abgetrennt ist. Von Wolfurt aus sind derzeit große Umwege nötig, um zum Transeuropäischen Bahnnetz zu gelangen. Güterzüge müssen den teuren Weg über die Schweiz machen, oder benötigen für die Strecke über Kempten oder Friedrichshafen eine zweite Lok oder kürzere Züge, damit sie über die Berge kommen und die engen Kurven schaffen. Alle alternativen Strecken verlangsamen und verteuern das Zu- bzw. Abliefern von Waren nach und aus Vorarlberg. Mit Abschluss des Projektes 2020 wird die Lücke zwischen Vorarlberg und dem europäischen Bahnnetz geschlossen. Das heißt fürs Terminal Wolfurt direkte Wege in die Nordhäfen.

Dann wird die eingleisige Strecke zwischen Bregenz und Lindau zum Nadelöhr. Um von der Anbindung an das transeuropäische Netz zu profitieren, ist eine Lösung für den Güterverkehr notwendig. Die „einfachere“ Lösung wäre es, Güterzügen mehr „Slots“ als bisher zur Verfügung zu stellen: Häufiger als bisher dürfen sie dann die Bahnstrecke Bregenz-Lindau benützen. Schlussendlich entsteht damit aber eine direkte Konkurrenzsituation zum Personenverkehr, das ist wenig zielführend. Zudem gehen von Güterzügen ganz andere

Lärmemissionen aus als von modernen ÖPNV-Garnituren wie dem TALENT von Generation

1 bis 3. Wir möchten eine zukunftssichere Lösung. Daher sprechen wir uns für ein eigenes Güter-Gleis aus. Dieses soll durch den Pfänder nach Deutschland geführt werden.

Auch hier gilt: Die Zeit für ein ausgereiftes Konzept drängt!